Nein, ich differenziere da nicht, Páll. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass irgendein Antrag in irgendeinem JuLi-Kongress, der offenbar unwichtig genug ist, dass du ihn nicht mehr findest (und der wohl auch nicht angenommen wurde, sonst wär es ja ein Beschluss und kein Antrag mehr), überhaupt nichts daran ändern, was die Partei als ganzes im Moment macht.
Danke für den Hinweis, ich habe bisher nur nach dem Antragsbuch geguckt und völlig vergessen, dass er ja auch im Beschlussbuch
zu finden sein müsste. Und von den 13 FDP-Landtagsabgeordneten in Niedersachsen sind vier Mitglied der JuLis, es ist also nicht unbedeutend, was wir machen. Sicherlich ist es ein weiter Weg, bis unsere Beschlüsse auch von der Partei so vertreten werden, aber was ich verdeutlichen wollte: Das Medienbild einer Partei und insbesondere das, nach dem sich Wähler richten, ist das der jeweiligen Parteispitzen (in Bund und Ländern) - was vollkommen legitim und auch das einfach vernünftige ist. Aber nicht alle Parteimitglieder unterschreiben stets zu 100% das Wahlprogramm.
Ich glaube, der Punkt den ich nicht verstehe, ist wie man in eine Partei eintreten kann, von der man selber sagt "programmatisch kann es nur noch bergauf gehen". Das ist doch genauso hirnrissig wie wenn ich in die Linkspartei eintreten würde mit dem Ziel, daraus eine marktradikale Partei zu machen - muss ja nur das komplette Programm umgekrempelt werden, ansonsten passt das. Warum geht man nicht in eine wirklich liberale Partei, wenn man liberale Ziele umsetzen möchte?
Was mich also in die FDP treibt, sind die Grundsätze, die Idee, die hinter allem steht. Die verbindet alle Parteimitglieder untereinander und ermöglicht einen lebendigen innerparteilichen Dialog, der immer auch gegensätzliche Positionen beinhaltet. Wenn ich beim Wahl-o-Mat meine persönliche Meinung eingebe, bekomme ich nicht 100% Übereinstimmung mit dem jeweils offiziellen FDP-Programm (aber immer mehr als für die anderen großen Parteien), also muss ich mich in der Partei dafür einsetzen, dass auch die fehlenden Prozente umgesetzt werden.
Ich habe vor zwei Jahren überlegt, in welcher Jungpartei ich mich engagiere (im Wahl-o-Mat war die CDU glaube ich sogar vor der FDP), und dann musste ich abwägen: Sind mir die (christlichen) Werte oder die individuelle Freiheit wichtiger? Was definiert meine politische Überzeugung? Ich finde auch Sachen gut, die die Grünen machen, aber deren Grundeinstellung überzeugt mich nicht. Wenn ich verändern möchte, erreiche ich das am besten durch Partizipation. Und an dieser Stelle mein ganz wichtiger Grundsatz: Nur weil das für mich zutrifft, muss das nicht auf alle zutreffen. Es ist genauso legitim, zu sagen, ichtrete in einer etablierten Partei, einer Bürgerinitiative oder in einer neugegründeten Kleinstpartei für meine Überzeugung ein, oder ich schreibe Leserbriefe, drücke meine Überzeugung ausschließlich durch entsprechendes Stimmverhalten aus, etc. Ich bin fest davon überzeugt, in der FDP etwas bewegen zu können, und dass die Politik, die mir vorschwebt, unser Land voranbringt. Das bedeutet nicht, dass nicht die Ideen anderer Parteien auch funktionieren können - ich halte nur meine Ideen für die Effektivsten.